Mittwoch, 17. November 2010

Rezension zu "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde

Grusel der etwas anderen Art!

Oscar Wildes Dorian Gray ist eine der berühmtesten Figuren der Weltliteratur: So staunenswert schön ist er, so unverdorben und naiv ist sein Blick auf die Welt. Verführt erst durch den geistreichen Zyniker Lord Wotton, stürzt Dorian sich haltlos ins lüsterne Londoner Nachtleben. Ausschweifung und Genuss wecken in ihm den innigen Wunsch nach unvergänglicher Jugend – und auf wundersame Weise altert fortan nicht mehr er selbst, sondern ein Porträt von ihm. Doch Dorians unbedachter Pakt mit dunklen Mächten hat grausame Folgen …



288 Seiten - ISBN-Nr. 3866473788 - erhältlich bei www.amazon.de


Handlung
Dorian Gray kommt als ein unschuldiger, naiver junger Mann vom Land nach London, um dort mit knapp 20 Jahren sein Erbe anzutreten. Von einem verstoßenen Enkelkind wird er zum Alleinerben und einem reichen Mann, der durch seine „unschuldige und außergewöhnliche Schönheit“ einen ganz gewissen Reiz auf die Gesellschaft ausübt.
Er lernt den Maler Basil Hallward kennen und beide freunden sich an. Dieser bietet ihm an ein Porträt von Dorian Gray zu malen. Dieses Bild wird zu Basils Meisterwerk!
Dieses Bild wird zufällig auch von Lord Henry Wotton (oft auch nur Harry genannt) im Atelier seines Freundes Basil entdeckt. Vom ersten Anblick übt Dorian einen gewissen Reiz auf Harry aus und es dauert nicht lange, dann stehen sich Dorian und Harry persönlich gegenüber. Aus dieser anfänglichen Begegnung entwickelt sich rasant eine tiefe Freundschaft. Dabei bleibt die Freundschaft zwischen Dorian und Basil allmählich auf der Strecke. Gleichzeitig ist die Begegnung zwischen Dorian und Harry eng mit Dorians Schicksal verbunden. Er entdeckt in dem Zyniker Lord Henry Wotton einen Mann, der über das Leben und die Gesellschaft in London alles zu berichten weiß. Das reizt Dorian mehr, als alles andere. Als Harry schließlich den Satz äußert, dass das Porträt von Dorian niemals älter werden würde, Dorian stattdessen selbst irgendwann alt und zerbrechlich und er für niemanden mehr attraktiv wäre, äußert der junge Mann einen äußerst verhängnisvollen Wunsch. Er betet unter Tränen, dass er niemals altern möchte und dass sein Porträt von nun an alle seine Laster aufnehmen sollte, damit er von jetzt an immer so aussehe, wie er es zu diesem Zeitpunkt tat.
Nachdem das Bild kurz darauf für die Öffentlichkeit fertig gestellt wird, wird es in Dorian Grays Haus der Gesellschaft vorgestellt und alle verlieben sich nicht nur in das Porträt, sondern auch in Dorian selbst.
Dorian entdeckt wenig später ein junges Mädchen namens Sybil Vane und verliebt sich unsterblich in sie. Sybil ist eine Schauspielerin in einem drittklassigen Theater in London und von seinem Standpunkt aus die wunderbarste Frau auf der Welt, die ihn in ihren Rollen aus Shakespeare-Stücken verzaubert hat. Er möchte sie ganz groß herausbringen, für sie sogar eigens ein Theater erbauen lassen und bittet sie schließlich um ihre Hand.
Diese Nachricht erreicht auch Harry und Basil und beide beschließen diese Sybil Vane kennen lernen zu wollen. Daher gehen sie mit Dorian ins Theater und sind am Ende sehr enttäuscht. Auch Dorian kann kaum seine Enttäuschung verbergen. Genau an jenem Abend spielt Sybil nicht mehr so bezaubernd wie zuvor, sie ist einfach nur eine junge Frau, die eine Rolle spielt. Eilig stellt Dorian sie nach der Vorstellung zur Rede und erfährt, dass sie durch ihre Liebe zu ihrem „Märchenprinz“ Dorian die Liebe zur Schauspielerei verloren habe. Das ist für Dorian der Auslöser ihre Verlobung sofort aufzulösen und er möchte Sybil von nie mehr wieder sehen.
Wütend geht Dorian Gray nach Hause und entdeckt in dieser Nacht zum ersten Mal, dass etwas mit seinem Porträt nicht in Ordnung ist. Es hat sich verändert, zwar nur merklich, aber dennoch sichtbar. Erschocken wird ihm bewusst, dass sein Wunsch sich erfüllt hat. Doch diese Erkenntnis hält ihm auch vor Augen, dass er von nun an tun und lassen kann was er möchte, sein Bildnis wird die Schmach für ihn tragen, während er weiterhin wunderschön sein wird. Aus diesem Grund lässt er das Porträt in ein nicht mehr benutztes Zimmer bringen, verhängt es und schließt die Tür ab. Nur er darf dieses Zimmer betreten.
Am nächsten Morgen erreicht ihn überraschend die Nachricht von Sybil Vanes Tod. Sie hat Selbstmord begangen. Allerdings ist er nur kurz geschockt, obwohl ihm innerlich bewusst ist, dass er für ihren Tod verantwortlich ist. Diese Tatsache will er sich aber nicht eingestehen. Stattdessen bekommt er von seinem besten Freund Lord Henry Wotton ein Buch geschenkt, welches sein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf stellt. Dorian nimmt sich den Hauptcharakter – einen jungen Pariser – als Vorbild. Dieser Charakter verwirklicht alle Leidenschaften und Denkweisen der Jahrhunderte in sich und lebt sie aus.
So wird aus dem naiven Dorian Gray ein Mann, der nur noch für seine eigenen Leidenschaften und Sünden lebt. Er genießt die Gesellschaft von Frauen und Männer, geht mit seinem Geld sehr verschwenderisch um und pflegt mehrere intime Beziehungen zu Männern.
Nach 18 Jahren, in denen er sich äußerlich nicht verändert hat, kommt ihn überraschend sein Freund und Maler Basil Hallward besuchen. Er bittet ihn um das Porträt, welches er angefertigt hat, um es in Paris ausstellen zu können. Aber Dorian stellt sich quer, wobei es im Laufe des Gespräches dazu kommt, dass Basil seine Liebe für Dorian gesteht.
Was darauf folgt besiegelt Dorian Grays Schicksal endgültig …
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht mehr schreiben, denn wer das Buch nicht kennt, wird große Überraschungen erleben, die einen bis zum Schluss nicht mehr loslassen.


Figuren
Die Hauptfigur ist, wie es der Titel bereits verrät, der junge und äußerst attraktiver Mann Dorian Gray. Anfänglich ist er ein sehr naiver Junge, der alles mit dem unschuldigen Blick eines Kindes sieht. Doch im Laufe der Geschichte verändert sich sein Charakter und er wird zu einer Art „Dendy“ mit einem gewissen „Hassfaktor“. Doch gerade diese Kombination macht ihn sehr reizvoll.
Basil Hallward ist der Maler von Dorian Grays Porträt, der von Anfang an missverstanden wird. Der Leser erlebt hautnah seine Enttäuschungen mit.
Lord Henry Wotton ist der Zyniker schlechthin. Auf alles hat er eine Antwort und für unsere heutige Zeit kann man ihn durchaus als „sexistisch“ bezeichnen. Seine Ansichten sind manchmal recht gewöhnungsbedürftig. Dennoch ist es ein interessanter Charakter, den man lieben oder hassen kann.


Struktur und Sprache
Eine einheitliche und durchgeplante Struktur erwartet den Leser. Die Sprache des späten 19. Jahrhunderts ist jedoch für einige im Gegensatz zu unserer heutigen Sprache etwas gewöhnungsbedürftiger. Doch ich selbst liebe blumige und ausschweifende Sätze.


Zusammenfassend
Spannend und fesselnd geschrieben!
Mystik und Grusel in einem Buch. Gegen Ende gab es für mich sogar Stellen, in denen ich Gänsehaut bekam, obwohl es mit heutigen Gruselschockern und Horrorromanen nicht vergleichbar ist. „Das Bildnis des Dorian Gray“ ist eher ein Genre für sich.
Ich kann es nur empfehlen!
Der Leser sollte sich unvoreingenommen auf die Geschichte einlassen, dann wird er das Buch hoffentlich am Ende genauso lieben wie ich.

Das Buch ist in mehreren Verlagen erhältlich und es gibt es auch als Taschenbuch mit dem Cover zum Film

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