Samstag, 24. September 2011

Rezension zu "Totenmädchen" von Mary Hooper

Totenmädchen von Mary Hooper

ISBN-Nr. 3570400727
320 Seiten
erschienen im cbj Verlag


Klappentext
Oxford, im Jahre 1650: Namhafte Mediziner und junge Studenten versammeln sich im Haus des Apothekers Clarke, um der Sezierung einer Leiche beizuwohnen. Die Tote ist die sechzehnjährige Anne Green, die wegen Kindstötung zum Tod am Strang verurteilt und gehängt worden ist. In Wahrheit wurde Anne Green vom Neffen ihres Dienstherren verführt und dann sitzengelassen – doch die Wahrheit hatte vor Gericht niemand hören wollen. Stunden nach Annes Tod ist der junge Student Robert der erste, der es wahrnimmt: Anne Greens Augenlider flattern. Sollte das Mädchen, das noch auf dem Schafott seine Unschuld beteuert hatte, den Strang überlebt haben?


Handlung
Anne Green dient der Familie des einflussreichen und adligen Thomas Reade als Dienstmädchen. Sie arbeitet hart und verdient sich so ihren Lebensunterhalt, um auch ihre Familie zu unterstützen. Anne ist ein hübsches, junges Mädchen und verliebt sich in den Schmiedegesellen John Tayler. Doch es gibt noch einen weiteren Mann, der ihr heimlich den Hof macht – der Neffe von Thomas Reade, Master Geoffrey Reade.
Mit Versprechungen und Traumgebilden gelingt es ihm schließlich Anne für sich zu gewinnen. Er entjungfert sie und ist ganz von ihr angetan. Aber nicht lange und sie merkt, dass er es gar nicht ernst meint, sondern nur seinen Spaß mit ihr getrieben hat.
Beschämend und enttäuscht würde sie am liebsten sofort wieder zu John Tayler zurückkehren, doch dafür ist es zu spät. Sie hatte ihm kurz zuvor den Laufpass gegeben, um sich Geoffrey Reade hinzugeben. Als wäre das nicht schon schlimm genug, bemerkt Anne, dass sie schwanger ist. Der Vater ist niemand anderer als der Neffe Master Geoffrey Reade.
Das Kind darf aber nicht zur Welt kommen. In ihrer Verzweiflung wendet sich Anne an ihre Mutter, die sie zu einem alten Kräuterweib schickt. Diese gibt Anne Kräuter, damit sie eine Fehlgeburt bekommen soll, aber das passiert nicht. So bleibt Anne schwanger und weiß nicht, was sie tun soll.
Das Schicksal schlägt schließlich gnadenlos zu. Anne bekommt ihr Kind viel zu früh. Es ist eine Totgeburt, die sie auf der Stelle vor der Familie Reade und den Hausangestellten verstecken möchte. Aber dann schlägt das Schicksal ein zweites Mal zu und die Totgeburt wird entdeckt. Trotz ihrer Unschuldsbeteuerungen, das ungewollte Kind nach der Geburt nicht getötet zu haben, soll sie wegen Kindstötung vor Gericht gestellt werden.


Struktur und Sprache
Die Geschichte ist aus zwei Ich-Perspektiven geschrieben. Zum einen von Anne Green (aus ihrer Vergangenheit) und auf der anderen Seite von dem Studenten Robert Matthews (aus der Gegenwart).
Die Autorin hat die Handlung in zwei Linien aufgeteilt, die am Ende aufeinander treffen und ein einheitliches Bild ergeben.
Sprachlich ist die Geschichte der Zeit des 17. Jahrhunderts angepasst. Am Ende des Buches findet der Leser einen kleinen Glossar, der die wichtigsten Begriffe und Begebenheiten des Englands im 17. Jahrhundert beschreibt, die während des Textes erwähnt werden.


Zusammenfassend
Eine spannende und mitfühlende Geschichte, die teilweise auf Tataschen beruht. Der Leser erlebt Annes Geschichte hautnah aus ihrer Sicht und es ist schwer einfach mittendrin aufzuhören, so fesselnd sind Annes Schilderungen ihres Lebens beschrieben. Ihre Gefühle sind sehr detailreich und man erlebt ihre Freude, Enttäuschungen, Ängste und ihren Glauben, als würde man selbst in der Geschichte mitspielen.
Auf der anderen Seite kann sich der Leser gut in die Gedanken und Gefühle des Studenten Robert Matthews einfühlen, der zum ersten Mal in seinem Studium als Mediziner an einer Sezierung teilnimmt.
Beide Charaktere sind sehr interessante Figuren und spiegeln das Leben von damals wider. Der Leser taucht in eine Welt, die doch bekannt ist, und dennoch einem fremd erscheint. Denn unsere heutige Gesellschaft ist aufgeklärt.
Meine persönliche Meinung dazu ist: Die Gesetze von einst sind widersprüchlich und ganz besonders hart. Lebenslänglich in Deutschland ist dagegen wohl ein Spaziergang. Schnell wurden damals Schuldige gefunden, die für Verbrechen angeklagt und verurteilt wurden, die sie gar nicht begangen haben. Doch sie konnten ihre Unschuld nicht beweisen. So auch in Annes Fall. Wer Rang und Namen hat, wer reich ist und sagen und machen kann, was er möchte, dem wird nie etwas geschehen. Umso stärker wuchs während des Lesens meine Abneigung gegen den Neffen Geoffrey Reade. Es wäre alles anderes gekommen, wenn er für seine eigenen „Verbrechen“ geradegestanden hätte.

Kurzum … ein spannendes und mitreißendes Buch, dass ich gerne weiterempfehle!





Ich bedanke mich recht herzlich beim cbj Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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